Identitätsstiftend:
Bildung
und
Kultur

Die „Heimstatt-Stiftung Niederberg“ fördert Hilfe für Menschen, die infolge von Krieg, Vertreibung und Flucht ihr Leben in einer fremden Umgebung neu regeln müssen. Dabei legt die Stiftung einen Schwerpunkt auf kulturelle und pädagogische Projekte, die Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Integration erleichtern.

Zu fliehen bedeutet, fast alles zurücklassen zu müssen und sich mit leeren Händen in einem neuen Umfeld wiederzufinden. Es bedeutet, nicht nur Eigentum und die bisherige wirtschaftliche Existenz zu verlieren; vielmehr wird durch den Verlust des Heimatorts und der dort zurückgelassenen vertrauten Menschen auch die innere Verortung und Identität auf eine harte Probe gestellt.

Während die materielle Not hierzulande durch Grundsicherung und ähnliche Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln gemildert wird, fehlt es oft an Aufmerksamkeit für die emotionalen Notlagen geflüchteter, vertriebener Menschen. Hierauf legt die Heimstatt-Stiftung Niederberg ihren Fokus. Sie setzt auf die identitätsstiftende Wirkung von Bildung und Kultur; sie fördert Projekte, die diesen Grundgedanken kreativ verwirklichen und einen niederschwelligen Zugang bieten.

Die Heimstatt-Stiftung Niederberg ist 2014 aus der „Kriegerheimstätten-Stiftung“ hervorgegangen. Wie ihr bereits 1917 von Sophie Colsman gegründeter Vorgänger ist auch die Heimstattstiftung Niederberg eine Treuhandstiftung. Stiftungsträger ist die Stadt Velbert. Vorsitzender des Kuratoriums ist Bernhard Windrich, sein Stellvertreter Christoph Colsman ist zugleich Repräsentant der Stifter-Familie. Zudem gehören dem Gremium der Bürgermeister von Velbert und zwei Mitglieder des Stadtrats an, zwei weitere Plätze im Kuratorium sollen durch Vertreter der Bürgerschaft besetzt werden.

Labyrinth

Der Künstler Alfred Roß (1927-2007) war als Jugendlicher in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs zum Kriegsdienst nach Berlin beordert worden. Er desertierte und geriet auf der Flucht in Gefangenschaft. Die traumatischen Erfahrungen dieser Zeit und schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen begleiteten ihn sein Leben lang.

Zusammen mit seiner Frau Dagmar Schulze-Roß gestaltete Alfred Roß Fensterkunst für Kirchen, Rathäuser und Schulen in ganz Deutschland. Mitte der 1950er Jahre entdeckten die beiden in der Kathedrale von Chartres ein kreisförmiges Mosaik im Boden, „das erste greifbar plastische Labyrinth“, wie Roß selbst schrieb. Labyrinthe wurden zu einem zentralen Motiv seiner Malerei.
Von 1978 bis 2001 lebte Alfred Roß in Langenberg. Viele seiner Labyrinth-Bilder stammen aus dieser Zeit, so auch das hier abgebildete (oben auf der Seite, Bildausschnitt).

Über viele Jahre arbeitete Alfred Roß mit jungen Menschen, die – so berichtete er – nach Aufenthalten in Kliniken für Psychiatrie und anderen Einrichtungen für psychiatrische Hilfen „verzweifelt nach einem für sie gangbaren Weg suchen“. Einige fanden bei dem Künstler und seiner Frau ein Zuhause auf Zeit; manchen gelang es, einen neuen Weg einzuschlagen.

Alle Zitate in diesem Text mit freundlicher Genehmigung von Anja Roß, Kiel