Projekt Camps Breakerz
Waldorf Förderverein Velbert e.V.
2017

Kein Weg zurück:
Camps Breakerz aus Gaza

Breakdance im Deilbachsaal der Windrather Talschule: Dieses Nachmittagsangebot ist sehr beliebt bei den Kindern und Jugendlichen aus Langenberg und Umgebung. Was die Teilnehmer nicht ahnen: Ihr Trainer Ahmed Alghariz war unter seinem Künstlernamen aka „Shark“ ein Breakdance-Pionier in Gaza.

„Meine Brüder und ich sowie ein paar Freunde aus der Nachbarschaft: Wir waren die Camps Breakerz“, erzählt er von seinem früheren Leben in Nahost. „Wir sind in unseren Videos über die Trümmer von Gazas zerbombten Häusern getanzt. Als immer mehr Kids zu uns kamen, um Breakdance zu lernen, haben wir einen Tanzraum gebaut, um Workshops anbieten zu können.“

Im Herbst 2014 trafen die Camps Breakerz bei einer Breakdance Battle auf Cécile Hertel. Die Lehrerin an der Windrather Talschule war zu dieser Zeit in Gaza, um in einem gemeinnützigen Musikprojekt mitzuarbeiten. „Ich war begeistert von der lebensbejahenden, Grenzen sprengenden Energie der Tänzer“, erinnert sie sich. „So entstand die Idee zu einer Deutschland-Tournee der Camps Breakerz, mit vielen Auftritten und Workshops an Schulen.“ Bis dahin hatten die jungen Tänzer nur ein einziges Mal Gaza verlassen, um in Jordanien an einer internationalen Breakdance Battle teilzunehmen. Der bürokratische Aufwand für Ausreisegenehmigungen und Visa war gewaltig, bis die Camp Breakerz im Sommer 2015 über Ägypten ausreisen und nach Deutschland fliegen konnten.

Während die Gruppe hier vom Publikum gefeiert wurde, verschärfte sich der Nahostkonflikt: Der Gaza-Streifen wurde komplett abgeriegelt, die Wiedereinreise somit unmöglich. „Mein älterer und mein jüngerer Bruder waren damals bereits Stipendiaten an US-Universitäten und flogen dorthin zurück“, berichtet Ahmed Algahriz. „Wir blieben zu viert hier, und Cécile nahm uns bei sich auf.“ Wieder mussten bürokratische Hürden genommen werden, bis Duldungen und finanzielle Unterstützungen gewährt wurden. Céciles Kollegen, Freunde und Unterstützer halfen, so auch die Heimstatt-Stiftung Niederberg. „Die vier jungen Männer haben ihren Weg gemacht“, freut sich die Lehrerin, „jetzt sind sie in Ausbildung oder bereiten sich darauf vor.“

“A short video from the bottom of our hearts for our supportive fans. We will come with more great work to represent our homeland Palestine.”
— Camps Breakerz

Ahmed, der seine Anerkennung zum Krankenpfleger anstrebt, lebt weiterhin im Bergischen. Zwischen Deutschkursen und Praktika begleitet er als Dolmetscher Gästegruppen und Geflüchtete. Tanz bleibt seine Leidenschaft: Ahmed hat eine ganz eigene Ausdrucksform entwickelt, die er dem Contemporary Dramatic Dance (zeitgenössischer dramatischer Tanz) zuordnet. „Ich sehe meine berufliche Zukunft als eine Kombination, in der ich neben Krankenpflege auch Zeit für Tanzprojekte habe. So möchte ich der Gesellschaft helfen. Wenn sich die Chance bietet, will ich mit meinen Brüdern und unseren Freunden neue Choreographien erarbeiten und auch wieder als Camps Breakerz auftreten.“

“Just focus, always remember your dreams, and believe in yourself.”
— Ahmed Alghariz

Am glücklichsten ist Ahmed beim Breakdance-Kurs im Deilbachsaal, wenn er mit den Langenberger Kindern Moves und Steps einübt. Was ihn besonders freut: Auch Gaza ist weiterhin ein Hotspot für Breakdance! „Unsere Freunde setzen die Arbeit der Camps Breakerz fort“, strahlt „aka Shark“. „Jedes Bild aus Gaza, auf dem Teenager im Workshop Breakdance lernen und für eine Zeitlang vergessen können, dass sie eingesperrt sind, ist eine gute Nachricht.“